Zurück aus der Anstalt

Nach wochenlanger Laptop-Abstinenz versuche ich mich in alter Frische zurück zu melden. Ich möchte irgendwas fetziges und witziges schreiben, aber wie immer fallen mir nur Beschwerden ein. Dafür war das hier zwar ursprünglich gedacht, aber viele Blogger die eben diese Idee hatten, wirken auf mich wie selbst-mitleidige Waschlappen. Und da beschwer ich mich schon wieder! Vor kurzem habe ich jeden Eintrag hier nacheinander durchgelesen und da hab ich gemerkt: Wow, ich bin wirklich eine sehr anstrengende, neurotische Person. Der Vorteil an Neurosen: Die Betroffene Person leidet, die Umwelt für gewöhnlich weniger. Dann ist ja alles paletti. Ich wollte eigentlich, bevor ich von einer perfekten Woche berichte, kurz Bescheid sagen, dass ich manchmal lache, dass ich tatsächlich eine aufgeschlossene Person sein kann, und dass ich noch nie jemanden mit Absicht getötet habe. Außerdem habe ich letzte Woche einem Penner zwei Euro geschenkt.

Trotz meiner großzügigen Spende hat mein Karma sich nicht zum Guten bewegt. Meine eigene Dummheit hat mich in den finanziellen beinahe-Ruin getrieben.

Donnerstag, Ersti-Party (Ja, bald fängt das 3. Semester an, freut euch im Oktober auf extra viel Geschimpfe über Ökosozis und Trockenpflaumen), die neuen Erstsemester bekommen zur Begrüßung eine Party in der Altstadt geschmissen. Also hab ich mir bei der Arbeit mal feucht durch den Schritt gewischt und bin von dort aus mit dem Auto direkt in die Altstadt gefahren, um mir mit meinen gemeinen Freunden live anzusehen, wie betrunkene 18-Jährige die Straße runter stolpern, voller Vorfreude auf das Erwachsenenleben. Endlich Student! Wir retten die Welt! Vor lauter Wein hab ich mir dann eine offene Flasche Bier in die Tasche gekippt. Handy kaputt, Tasche versaut, Schminke versaut. Man sagt ja auch immer, dass das nicht so gut ist mit Bier auf Wein. Aber: ich bin nicht ausgeflippt. Da war ich schon stolz, weil es nämlich Zeiten gab, da wäre das Handy über die Straße geflogen.

Am nächsten Morgen haben mein Freund und ich, 21, handylos, versucht meinen Laptop ans Laufen zu kriegen. Festplatte ist platt, also habe ich mich mental auf ein paar analoge Tage eingestellt. Auch hier: Ich war ruhig. Also, da kam kurz eine Träne weil der chaotische Zustand meinem Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung einen Strich durch die Rechnung macht, aber wie gesagt, kein Anfall in Sicht.

Mittags fährt mein Freund mich zu dem Parkplatz, auf dem ich mein Auto abgestellt habe, weil gute Menschen nicht betrunken Auto fahren. Und ich sitze da so auf der Rückbank und babbel vor mich hin „Hihihi Hahaha, wäre das nicht lustig, wenn das Auto jetzt auch kaputt wäre?“

Das Auto war nicht kaputt, es war nur weg und ich wusste nicht wo. Und souverän wie ich bin habe ich erstmal angefangen, hysterisch zu lachen um mich schließlich mitten auf den Parkplatz zu setzen und dort zu weinen. Das sah bestimmt lustig aus.

Das wollte ich nur mal erzählen. Das Abschleppunternehmen hat übrigens auch einen Kratzer in mein Gefährt gemacht.

Sonst ist aber alles supi, bin arm aber sexy.

 

Total freundliche Grüße

Marta Dissevelt